2. Preis - Realisierungswettbewerb Einhäuschen Querstrasse im Lübecker Gründungsviertel - mit Mark Ammann und Neil Evensen
Anne Hangebruch Architektin
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Die Wohnbebauung „Einhäuschenquerstraße“ umfasst sieben historische Parzellen, die jeweils mit einem eigenständigen Haus bebaut waren. Der überlieferten Mantellinie folgend werden diese Einheiten nun volumetrisch rekonstruiert und zu einem Ensemble verbunden. Dass die Ursprungsbauten klar definierten typologischen Regeln folgten unterstützt das Zusammenbinden. Der Entwurf thematisiert die Doppeldeutigkeit von Einzelhaus und Ensemble: Die historischen Fußabdrücke der Häuser formulieren als fest definierte „Gefäße“ die Grundstruktur, die sich in der Dachkonfiguration ausdrückt und auch im Grundriss klar ablesbar bleiben soll. Gleichzeitig wird die Neubebauung als Ganzes aufgefasst und einer Zergliederung entgegengewirkt.
Die Hauptzugang zu den Wohngeschossen erfolgt über die beiden Eckhäuser Fischstraße 27 und Braunstraße 32a die als Kopfbauten eine wichtige Rolle für das Ensemble übernehmen. Hier sind im Erdgeschoss geräumige Eingangshallen vorgesehen die den historischen Dielen der Kaufmannshäuser nachempfunden sind und sowohl ins offene Treppenhaus wie auch in den Hof führen. Neben diesen Hauptadressen sorgen individuelle Wohnungseingänge und der Zugang zum separaten Treppenhaus von Fischstrasse 25 dafür dass alle Hauseinheiten auch über einen Eingang und eine lesbare Adressierung verfügen. Die Haupttreppenhäuser nutzen die unterschiedlichen Geschosshöhen zwischen den giebel- und den traufständigen Häusern für eine sehr ökonomische halbgeschossig versetzte Erschließung aus. Die Wohnungsgrundrisse bieten eine Vielzahl unterschiedlich geschnittener Wohnungstypen an und vermeiden durch Ausdifferenzierung den Charakter eines repetitiven Großwohnungsbaus. Durchgesteckte Wohnungen für die tiefen Grundrisse der Rippenstraßen-Häuser, kleinere Wohnungen für die Eckgrundrisse und mäandrierende Grundrisse der Quergebäude werden ergänzt durch Dachwohnungen mit viel Volumen und Maisonette Wohnungen mit Townhaus-Charakter. Alle Wohnungen mit Fassadenanteil zum Hof verfügen über eine hofseitige Loggia oder eine Gartenterrasse.
Die Fassaden sind in Sichtmauerwerk ausgebildet und klar differenziert so dass unterschiedliche Wertigkeiten für Front, Seite und Hof herausgebildet werden. Angestrebt wird eine morphologische Transformation die sich ohne dezidierte Brüche und doch klar lesbar vom Schaugiebel zur Hoffassade hin entwickeln kann. Die Fronten zu den Rippenstraßen greifen das Thema der traditionellen Schaugiebel auf. Aus dem flächigen Sockel schält sich zum Giebel hin eine spielerisch anmutende und doch tektonisch stringente Bogengliederung heraus. Dem tektonischen Relief wird ein durch zweifarbige Klinkersteine erzeugtes grafisches Muster überlagert das die Gliederung unterstreicht und ihm eine heitere Note verleiht. Feine Nuancierungen unterstreichen die Individualität der Giebelhäuser. Die Eingänge geben ein klares Statement, adressieren unmissverständlich, drücken Öffentlichkeitsgrade klar aus.
Es wird auf eine
qualitativ werthaltige und dennoch
kostenoptimierte
Konstruktionen
geachtet. Das Sichtmauerwerk basiert auf dem Klosterformat und ist zu den Schaugiebelseiten einen Vollstein und zu den anderen Seiten einen Halbstein tief. Die außen bündigen Fenstertüren im Bereich der Vollgeschosse öffnen nach Außen während die Rundbogen im Dachbereich in den Leibungen zurück liegen und nach innen öffnen.
Der Hof soll als attraktiver Außenraum gestaltet werden, da dieser sowohl als Ausblick aus den oberen Wohnungen wie auch als Treffpunkt der Bewohner einen großen Mehrwert für das Wohnen in der Altstadt darstellt. Die privaten Gartenbereiche sind durch geeigneten Bewuchs von den gemeinschaftlichen Flächen mit Aufenthalt und Spielplatz abzuschirmen. Insgesamt soll der Hof den entspannten Charakter einer kleinen Grünoase ausstrahlen.